Pressemitteilung 29/22: Erfahrungen von Großveranstaltungen am Nürburgring im Katastropheneinsatz Ahrtal - DRK erweitert sein komplexes Hilfeleistungssystem um die Technik zur Errichtung von Richtfunkstrecken für Internetverbindungen
Kreis Ahrweiler. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist den meisten Mitbürgern durch seine Ausbildung in Erster Hilfe für Führerscheinbewerber, durch den Rettungsdienst oder durch die Blutspende bekannt. Dass das DRK auch Fähigkeiten zur Schaffung provisorischer Infrastrukturen nach Katastrophen hat, haben die Bürger im Schadensgebiet Ahrtal nach der Flutkatastrophe mitbekommen. Auf die Idee, dass das DRK temporäre Internetverbindungen herstellen kann, wären aber auch im Ahrtal sicher die wenigsten Bewohner gekommen.
Einsatzkräfte des Bevölkerungsschutzes sind bei der Bewältigung ihrer Aufgaben auf modernste Kommunikationsmöglichkeiten angewiesen. Dazu gehört im 21. Jahrhundert auch das Internet. Seit der ersten Flutwoche versorgt das DRK die Bürger im Ahrtal mit einer über 100 Kilometer langen Richtfunkstrecke mit Internetknotenpunkten, auf die man per WLAN kostenfrei zugreifen kann. Geplant ist dieses Projekt, das für die flutbetroffenen Mitbürger aus DRK-Spendenmitteln finanziert wird, bis zum 30. Juni 2023. Zeit genug für die Netzbetreiber, ihre zerstörte Infrastruktur mit modernster Technik parallel neu aufzubauen.
Die Expertise, eine Internetverbindung mit einer Richtfunkstrecke aufzubauen, stammt aus dem Ahrtal. Andreas Förner, seit Jahrzehnten engagierter ehren- und hauptamtlicher Rotkreuzler, hat seinen Tätigkeitsschwerpunkt schon vor vielen Jahren vom Rettungsdienst auf den Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) im DRK verlagert. Mit seinem Wissen aus der praktischen Arbeit des professionellen Rettungsdienstes und des ehrenamtlichen Bevölkerungsschutzes weiß Förner ganz genau, welche Kommunikationsmöglichkeiten für die Fachkräfte erforderlich sind.
„Ursprünglich war angedacht, die eigene zentrale DRK-Kreisgeschäftsstelle sowie das Krankenhaus in Bad Neuenahr-Ahrweiler, an dem sich auch unsere Kreisstadt-Rettungswache befand, wieder ans Netz zu bekommen. Als das bereits am Sonntag nach der Flut erfolgreich abgeschlossen war, hat sich unsere Arbeit irgendwie verselbstständig“, sagt Andreas Förner. Dabei sieht sich Förner keinesfalls als alleinigen Experten für diese Aufgabe. Bereits seit 2007 vernetzt er mit einem engagierten Team auf dem topographisch anspruchsvollen Nürburgringgelände bei Großveranstaltungen die auf den Campingplätzen befindlichen DRK-Unfallhilfsstellen. Genau dieses Team steht Andreas Förner seit der Flutkatastrophe im Ahrtal in bewährter Form zur Seite. „Alleine hätte ich das in der kurzen Zeit nicht hinbekommen. Solche Teams leben vom Einfallsreichtum jedes einzelnen Mitgliedes. Für das, was wir gemacht haben, gibt es bisher keine Lehrunterlage oder Blaupause im DRK. Wir haben einfach unsere jahrelangen Erfahrungen von den Großveranstaltungen am Nürburgring auf ein neues Level gehoben. Und damit waren wir erfolgreich“, erzählt Andreas Förner, dem es wichtig ist, dass dieses Projekt als Gemeinschaftsleistung wahrgenommen wird. In der Akutphase sei laut Andreas Förner ein monatlicher Datendurchsatz von etwa zwei Terabyte gemessen worden. Mittlerweile habe es sich bei etwa einem Terabyte pro Monat eingependelt.
Auch beim DRK-Bundesverband in Berlin wurde man auf die speziellen Fähigkeiten im Ahrtal aufmerksam. Dort tätig ist unter anderem in der zentralen Logistikeinheit des DRK Günter Esser, ein gebürtiger Adenauer. DRK-Logistiker Günter Esser und Andreas Förner kennen sich seit vielen Jahren. Bisher hatte man in der Logistikeinheit nur Materialien eingelagert, um den üblichen Funkverkehr für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) im Notfall bereitzustellen oder zu ergänzen. In Berlin erkannte man, wie wichtig zentrale Internetpunkte für die flutbetroffenen Bürger sind, um etwa über Messengerdienste Angehörigen und Freunden mitteilen zu können, wie es ihnen geht. Für den DRK-Bundesverband in Berlin war es keine Frage, das engagierte DRK-IuK-Team vor Ort im Ahrtal zu unterstützen. Vorhandenes und verwendbares Material wurde aus dem Zentrallager umgehend ins Ahrtal gesandt, weitere benötigte spezielle Gegenstände, wie etwa die Richtfunkantennen, die aussehen wie kleine Satellitenschüsseln, wurden zentral aus Spendenmitteln beschafft.
Innerhalb kürzester Zeit stand die Richtfunk-Internetverbindung entlang der Ahr allen dort tätigen Einsatzorganisationen, den errichteten Infopoints und auch Firmen zur Verfügung. So ist etwa heute noch die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr mit dem DRK-Internetstrang verbunden. „Für die Firmen war und ist stabiles Internet für den Wiederaufbau genauso wichtig wie für die Bürger. Wenn die Firmen zeitnah wieder komplett arbeitsfähig sind, wirkt sich das ebenfalls auf die Bürger in der Region in Form von Arbeitsplätzen oder wieder steigendem Tourismus aus“, erklärt Andreas Förner, der als gebürtiger Bad Neuenahrer die Sorgen und Nöte der flutbetroffenen Mitbürger und Firmeninhaber gut nachvollziehen kann.
Bis zum Projektende am 30. Juni 2023 wird sich Andreas Förner mit seinem DRK-IuK-Team für die flutbetroffenen Mitbürger und den Betrieb der Richtfunkstrecke engagieren. Der Kontakt zum Logistikzentrum des DRK-Bundesverbandes wird das DRK-IuK-Team aus dem Ahrtal danach weiter aufrecht halten. Das DRK hat die Notwendigkeit dieser technischen Möglichkeiten erkannt und wird das Wissen und das Know-how aus dem Ahrtal als neue Aufgabe in das komplexe Hilfeleistungssystem des DRK integrieren.